Das Nobelkomitee verleiht den Friedenspreis der Regime-change-Politik der USA

von Jan Oberg,* Schweden

(17. Oktober 2025) Am 10. Oktober 2025 verlieh das norwegische Nobelkomitee seinen Friedenspreis an die venezolanische Oppositionspolitikerin María Corina Machado. In der Begründung wurde ihr «unermüdlicher Einsatz für die Förderung demokratischer Rechte» gelobt.

Aber Frau Machado hat offen zu einer militärischen Intervention der USA in Venezuela aufgerufen und gegenüber CBS erklärt:

«Die einzige Möglichkeit, die Unterdrückung zu beenden, ist Gewalt – Gewalt seitens der USA.»

Jan Oberg. (Bild
https://oberg.life)

Sie oder ihre Partei haben Finanzmittel vom National Endowment for Democracy (NED) erhalten, einer von der US-Regierung unterstützten Organisation, die als Frontorganisation der CIA bekannt ist und weltweit Operationen zum Regimewechsel unterstützt.

Und 2018 sandte sie einen Brief an den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, in dem sie ihn aufforderte, «Macht und Einfluss» einzusetzen, um zur Absetzung der venezolanischen Regierung beizutragen – unter Berufung auf angebliche Verbindungen zum Terrorismus, zum Iran und zum Drogenhandel.

Der diesjährige Nato-Preis Norwegens ist keine Friedensfeier – er dient als unverhohlene geopolitische Unterstützung für die Militäraktion der USA gegen ein Land, das auf ihrer Feindesliste steht. Er ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der Westen seinen moralischen und intellektuellen Kompass verloren hat.

Die westlichen Mainstream-Medien hielten natürlich die Mikrofone hin, waren aber nicht in der Lage, Nachforschungen anzustellen, zu recherchieren oder KI zu Frau Machado zu befragen; unfähig auch, Nobels Testament zu lesen.

Bild der Goldmedaille des Friedensnobelpreises mit dem Porträt des
Stifters Alfred Nobel (1833–1896). (Bild zvg)

Was Nobel tatsächlich beabsichtigte

Alfred Nobels Testament, unterzeichnet 1895, enthält seine Absichten in ein paar kristallklaren Zeilen. Sein wahrer Friedenspreis wird verliehen an:

«... die Person, die sich am meisten oder am besten für die Brüderlichkeit zwischen den Nationen, die Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere und die Abhaltung und Förderung von Friedenskongressen eingesetzt hat.»

Machados Bilanz verstösst gegen alle drei Punkte. Sie hat zu militärischem Druck aus dem Ausland aufgerufen, zu den humanitären Auswirkungen von Sanktionen geschwiegen und sich interventionistischen Agenden angeschlossen. Ihre Politik ist konfrontativ – nicht versöhnlich.

Die Begründung des Nobelkomitees war ein leeres Gerede über Demokratie, Freiheit und Menschenrechte. Tut mir leid, dafür gibt es andere Preise. Nobel hat keinen dieser Begriffe erwähnt. Die Verleihung an Frau Marchado ist ein grober Verstoss gegen den Willen Nobels, den das Komitee gesetzlich zu respektieren und zu fördern hat.

Wir militarisieren uns zu Tode

Die weltweiten Militärausgaben steigen so schnell wie nie zuvor seit 1945. Experten warnen vor einem drohenden grossen Krieg. Europa investiert heute mehr in Waffen als in alles andere. Die Nato expandiert, die USA bauen nach den bestehenden 824 Militärbasen weltweit noch mehr davon.

Die Trump-Regierung befürwortet offen den Einsatz des Militärs zur Unterdrückung innerstaatlicher Dissidenten. Wir militarisieren uns de facto zu Tode. Und der Faschismus lauert um die Ecke, bis an die Zähne bewaffnet. Ganz zu schweigen vom westlich unterstützten Völkermord in Gaza.

Und in diesem gefährlichen Moment der Weltgeschichte belohnt das «Nobel-Friedenskomitee» jemanden, der zu militärischer Gewalt aufruft und damit implizit diesen globalen Militarismus-Trend unserer Zeit unterstützt. Das Komitee muss in seiner abgeschotteten, vornehmen Umgebung taub und blind sein – oder nur auf die Stimme seines Herrn hören.

Von Preisträgern zu Lobbyisten

Machado reiht sich in eine beunruhigende Reihe von Preisträgern ein, deren Handlungen im Widerspruch zum Geist des Friedens stehen: Henry Kissinger, Barack Obama (der den Drohnenkrieg begann und 2014 den Regimewechsel in Kiew durchführte – Ausgangspunkt für die heutige Lage der Ukraine –, und wie die meisten anderen US-Präsidenten ein nicht verurteilter Kriegsverbrecher ist), die EU, die durch die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens den Krieg in Bosnien unvermeidlich machte, oder ukrainische Menschenrechtsaktivisten, die wie Frau Machado Waffen forderten, um die Probleme zu «lösen».

Jede dieser Auszeichnungen verspottete den Frieden und ersetzte ihn durch strategische Symbolik. Militarismus und Interventionismus standen dabei stets im Einklang mit den Interessen der Nato. Das ist so offensichtlich, dass die Mainstream-Medien und Kommentatoren es einfach nicht sehen können.

Ein Preis in der Krise: Dieser Ausschuss muss untersucht werden

Der Nobelpreis für den Frieden sollte diejenigen würdigen, die die Kriegsmaschinerie demontieren – nicht diejenigen, die sie neu justieren wollen. Mit der Ehrung von Machado sendet das Komitee eine gefährliche Botschaft aus: Frieden kann mit Gewalt erreicht werden, Souveränität ist verhandelbar und militarisierter Widerstand verdient weltweite Anerkennung.

Die diesjährige Auszeichnung ist nicht nur ein Fehltritt. Sie ist Verrat.

Der Friedensnobelpreis ist nicht mehr prestigeträchtig. Er ist beschämend. Alfred Nobel und Friedensaktivisten weltweit wurden dieses Preises beraubt.

Die wiederholten Verstösse des Komitees gegen Nobels Auftrag erfordern eine gründliche internationale rechtliche Überprüfung. Es ist an der Zeit zu untersuchen, ob das Komitee gegen seine Gründungsprinzipien verstösst – und zu erwägen, seine Arbeit bis zu einer Entscheidung auszusetzen. Und es sollte nicht mehr aus ehemaligen Abgeordneten bestehen – was Nobel nie so vorgesehen hatte –, sondern aus einem Komitee von Experten, die von der norwegischen Regierung ausgewählt werden.

Der Frieden kann nicht denen anvertraut werden, die Gewalt und Brüderlichkeit verwechseln und sich immer wieder den strategischen Interessen der USA anschliessen, dem militaristischsten und mörderischsten Land der heutigen Welt.

PS: Die Stiftung «Lay Down Your Arms Foundation» («Die Waffen nieder») hat gerade ihren wahren Friedenspreis im Sinne von Nobels Geist und Worten an die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, verliehen. Aber das findet bei weitem nicht so viel Beachtung in den Medien wie dieses friedensverräterische Komitee. Sie können sich denken, warum ...

* Jan Oberg ist Däne, wurde 1951 geboren und lebt seit 1971 in Lund, Schweden. Er ist Friedens- und Zukunftsforscher und Kunstfotograf. 1981 promovierte er in Soziologie an der Universität Lund, 1989 wurde er Dozent bzw. ausserordentlicher Professor für Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Lund. Er verfügt über rund 50 Jahre Erfahrung in globalen Angelegenheiten mit Perspektiven der Makroanalyse, Friedens- und Zukunftsforschung – Theorie und Feldforschung in einem. Er ist Mitbegründer und Direktor der unabhängigen Stiftung «TFF – The Transnational Foundation for Peace & Future Research» (https://transnational.live). Seit 2009 beschäftigt er sich auch mit Kunstfotografie und hat sein eigenes Studio/Galerie in Lund, Schweden.

Quelle: https://transnational.live/2025/10/10/the-nobel-peace-committe-awards-us-military-regime-change-policies/?noamp=mobile#respond, 10. Oktober 2025

(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)

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