Wie Kriegspropaganda arbeitet

Europa wird «kriegsbereit» (Teil 1)

von Robert Seidel*

(4. Juli 2025) Der Angriff der israelischen Armee auf die Iranische Republik übertönte das bedrohliche Kriegsgrollen in Europa, weil er die Gefahr eines Dritten Weltkrieges verstärkte. – Doch wie ist es in Europa selbst möglich, eine Stimmung zu erzeugen, in der immer mehr Menschen dazu bereit zu sein scheinen, ihr Leben, das Leben ihrer Angehörigen, den eigenen Wohlstand und ihre Zukunft «freiwillig» zu opfern? Und wie ist es möglich, dass eine so weitreichende Weichenstellung klaglos hingenommen wird? Kurz, wie wird «Kriegsbereitschaft» erzeugt?

Die Lage ist befremdlich – man ist eigentlich schon seit langem weiter: Krieg gilt seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr als Normalzustand der Menschheit oder als ein Vorrecht einiger Blaublütiger, ihre Bevölkerung ungefragt ins Elend zu stürzen. Es wurden zeitgemässe moderne politische Lösungsansätze entwickelt. Meilensteine sind unter anderem die Ächtung von Angriffskriegen, die Einrichtung des Roten Kreuzes, Bertha von Suttners Engagement, der Friedensnobelpreis oder die Haager Kriegsordnung.

Im 20. Jahrhundert sind völkerrechtliche Ansätze praktisch ausgebaut und wirksam geworden: so zum Beispiel die Organisation des Völkerbundes, der Briand-Kellogg-Pakt, schliesslich die Vereinten Nationen mit der grossartigen UNO-Charta oder die wegweisenden KSZE-Vereinbarungen von Helsinki aber auch die vielen verschiedenen Kontroll- und Abrüstungsverträge. Dies alles soll nicht mehr gelten?

Offensichtlich sollen Vernunft und menschliches Mitgefühl immer noch vor machtpolitischen und finanziellen Interessen weichen.

PR-Erfolg 1917: USA im Krieg

Ein Blick zurück: Einer der grössten «Erfolge» der Propaganda war der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg. Es war ein Wendepunkt: Die absolut friedliche US-amerikanische Bevölkerung, der Neutralität versprochen wurde und die nichts mit dem Krieg in Europa zu tun hatte, sollte in wenigen Wochen dazu gebracht werden, die eigenen Söhne auf einen fremden Kontinent in einen unbekannten Krieg zu schicken.1 Durch die Verknüpfung moderner Werbetechniken mit psychologischen Erkenntnissen und dem Einsatz von Massenmedien konnte die Stimmung in kurzer Zeit soweit gekippt werden, dass die Bevölkerung den Kriegseintritt der USA 1917 protestlos hinnahm.2 Von nun an hiess Propaganda offiziell «Public Relations PR» – klingt besser.

Joseph Goebbels, Hitlers PR-Experte

An diese Art der Massenbeeinflussung knüpfte Joseph Goebbels, Hitlers Minister für PR, bewusst an. Er nutzte die neu verbreiteten Radiogeräte («Volksempfänger») zur verstärkten Propaganda. Im Gegensatz zur Demokratie findet Propaganda im totalitären Staat offen und in allen gesellschaftlichen Bereichen statt. So wurden im «Dritten Reich» Kindergärten, Schulen, der Arbeitsplatz, die Vereine, alle Behörden usw. einbezogen. Parallel dazu verbreitete die Gestapo, die Geheime Staatspolizei, Angst und Terror. Bis ins Private hinein wurde die Gesinnungsschnüffelei betrieben, zum Beispiel durch «Blockwarte».

Jeder sollte sich überall beobachtet fühlen. Nur die Meinung der Regierung durfte gelten, andere Meinungen wurden rigoros verfolgt. Dass es Hitler gelang, die deutsche Bevölkerung auf einen Krieg einzustimmen, der letztendlich nur zu verlieren war, ist hinreichend erforscht. Aber – wie kann so etwas in aufgeklärten Demokratien «passieren»?

Propaganda in Diktaturen – PR in Demokratien

Während in totalitären Regimen wie dem Dritten Reich oder Stalins Sowjetunion der Staat Propaganda in allen gesellschaftlichen Bereichen einsetzen «darf», arbeiten in den Demokratien des «freien» Westens gut bezahlte PR-Büros gemeinsam mit staatlich subventionierten NGOs daran, die richtige «Einstellung» zu erzeugen. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist es in Europa nicht mehr so einfach Kriege zu rechtfertigen. Besonders die Bevölkerung Deutschlands als Hauptbeteiligte und Hauptbetroffene zweier Weltkriege hat eine gesunde Distanz zu Kriegen entwickelt, wie Umfragen bis heute zeigen. Deshalb werden moderne PR-Kampagnen so raffiniert geführt, dass sie kaum noch jemand realisiert.

Wenn die Vernunft und der Wille zur Vernunft in breiten Kreisen der Bevölkerung aussetzen und Argumente abperlen wie Wassertropfen auf einem Lotusblatt, dann wird massiv Public Relation eingesetzt. Einigen Staaten Europas und die EU selbst setzen seitgeraumer Zeit PR-Organisationen, Zensurbüros und bezahlte NGOs ein, um Europa «kriegsbereit» zu machen.

«Embedded journalists»

Eine objektive Kriegsberichterstattung ist für Demokratien ein «Problem». Direkte Berichte und Bilder von den Gräueln an der Front werfen Fragen nach dem Sinn und den Hintergründen eines Krieges auf. Seit dem Ende des Vietnam-Kriegs (1975) wird eine direkte Kriegsberichtserstattung systematisch verhindert. Die ungeschminkte Berichterstattung hatte in den USA zu massiven Studentenprotesten geführt. Der damalige Militäreinsatz wurde in Frage gestellt, weil die Realität des Krieges öffentlich bekannt wurde. Mit dem Einsatz von «Embedded journalists» [in die Truppen integrierte Journalisten] gelangen nun keine ungefilterten Informationen mehr an die Öffentlichkeit. Journalisten werden direkt vom Militär ausgewählt, begleitet und ihre Beiträge, wenn nötig, «redigiert».

Wer erfährt heute über die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten etwas über die Realität des Krieges in der Ukraine? Wer sieht Bilder von Opfern durch Drohneneinsätze, Giftgaseinsätze, Streumunition, Strahlenwaffen oder neuartigen Waffen, die in natura von Rüstungsfirmen und Militär «erprobt» werden? Und wer sieht in den täglichen Nachrichtensendungen die jungen Männer mit Bein- oder Armprothesen oder die unheilbar Kriegstraumatisierten?

ISBN 3-518-12415-3

PR-Agenturen

Der Einsatz von PR wird natürlich auch zur Legitimierung von Kriegseinsätze gegenüber dem Ausland genutzt. Der Jugoslawien-Krieg ist ab 1991 in dieser Hinsicht gut dokumentiert. Dort beauftragten die Kriegsparteien ausländische, international tätige PR-Agenturen, um die Stimmung jeweils weltweit zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dabei kamen alleine 157 Beratungsverträge mit US-amerikanischen PR-Firmen zustand.3

Mit den schleichenden Kriegsvorbereitungen gegen Russland seit Mitte der 2000er Jahre ist eine Wende in der Berichterstattung der westlichen Massenmedien zu beobachten. Gehäuft wurden negative Berichte, verfälschte Nachrichten und ge’spint’e Meldungen zur medialen Normalität. Es ist schon lange bekannt, dass die europäischen Leitmedien von den US-amerikanischen Vorgaben abhängen. Dieser Befehlsweg wurde in der öffentlichen Diskussion als «Atlantikbrücke» beschrieben.4

Nicht nur das Nachrichten- sondern auch das Bildmaterial wird über grössere international arbeitende Agenturen, wie ap, dpa, Keystone, afp, Reuters oder Bloomberg selektioniert und dann über die sogenannten Leitmedien weiterverbreitet. Heraus kommt der «Mainstream». Der Medienwissenschaftler Uwe Krüger zählt als «Leitmedien» im Mainstream Spiegel, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung oder Die Zeit auf.

ISBN 978-3-943007-42-8

«Kommunikationsbüros»

Hinzu kommen seit den 2010er Jahren spezielle «Kommunikationsbüros», die nicht nur Meldungen filtern, sondern auch selbst Nachrichten herausgeben. Zu nennen wären hier unter anderen «East StratCom Task Force», «Strategic Communications Centre of Excellence» oder «Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence». Ihre Existenz verschwimmt im medialen Nebel. Ihre Nato Nähe bleibt unverkennbar.5

Der Kampf um die Köpfe der Bevölkerung wird seit 2017 in der Nato offiziell als ein neues Hauptfelder der Kriegsführung gesehen. Es ist eines unter den traditionellen wie Heer, Luft, Marine bzw. den neueren wie Weltraum oder Cyber. Jonas Tögel beschreibt dies in seinem Buch «Kognitve Kriegsführung. Neuste Manipulationstechniken als Waffengattung der Nato».6

ISBN 978-3-86489-422-0

«Gesetzliche» Einschränkungen des Rechts auf freie Meinungsäusserung

Parallel zu den massenpsychologischen Manipulationen durch verborgen operierende Institute und PR-Unternehmen wurde in fast allen europäischen Staaten das Grund- und Menschenrecht auf freie Meinungsäusserung sowie die Pressefreiheit über Verordnungen und Gesetze einschneidend eingeschränkt.

Ausgeführt wird die Gesinnungsschnüffelei häufig über private, aber oft auch staatlich querfinanzierte Zensuragenturen. Sie übernehmen hoheitliche Kontrollaufgaben. Beispielhaft ist die deutsche «Amadeo-Antonio-Stiftung», deren ehemalige Geschäftsführerin in Verdacht geriet, in ihrer Vergangenheit aktive Stasi-Zuträgerin gewesen zu sein.7 Europaweit schnellen in den vergangenen Jahren die Zahlen von Personen in die Höhe, die wegen sogenanntem «Hate Speech» inhaftiert wurden. Grossbritannien, Geburtsland des Rechtstaates, spielt dabei eine besonders unrühmliche Rolle.8

Zensur: Journalisten werden Bankkonten gekündigt

Europäische Medien, die nicht auf den offiziellen Mainstreamkurs einschwenken, werden wie von Geisterhand finanziell und juristisch unter Druck gesetzt: Banken kündigen Medien oder deren Mitarbeitern ohne Begründung ihre Konten (Beispiele sind Compact, AUF1, Kontrafunk, Rubikon oder Reitschuster). Andere Banken sind nicht bereit neue Konten zu eröffnen.

Halbstaatliche «Einrichtungen der Selbstkontrolle», wie die Medienkontrollanstalten der deutschen Bundesländer, setzen Nachrichtenportale unter Androhung kostspieliger Prozesse unter Druck (z.B. Alexander Wallasch).

Viele Nachrichtenportale sind schon aus Deutschland in andere Länder geflüchtet (unter anderen Reitschuster, Rubikon, Ken Jebsen, Eva Herman). – Inzwischen berichten sogar US-Medien über deutsche Staatsanwälte, die sichtlich Freude zeigen, Angst und Schrecken unter Bürgern zu verbreiten, weil diese angeblich neue Zensurregeln übertreten hätten.

Neben den nationalen Pressionen versucht die EU-Kommission, einzelne Nationalstaaten unter Druck zu setzen, die ihrer Meinungslinie nicht folgen (u.a. Ungarn, Tschechien). Parallel dazu werden von der EU dreistellige Millionenbeträge eingesetzt um NGO’s zu finanzieren, die in der gewünschten Weise Einfluss auf die Öffentlichkeit nehmen.9

Das sind alarmierende Zustände, ähnlich wie man sie beim Aufkommen der totalitären Regime in den 1920er/30er Jahren in Europa beobachten konnte.

Europa wird totalitär

Die Menschen möchten weltweit in Frieden leben – auch wenn sie bewusst durch «Tittytainment» abgelenkt werden.10 Den grössten Teil ihrer Zeit verbringen sie damit, ihr Leben oder ihr Überleben zu sichern. Zeit und Möglichkeiten, sich über die täglichen Schlagzeilen hinaus zu informieren, haben sie kaum. Sie müssen sich auf die Glaubwürdigkeit der Mainstreammedien verlassen. Doch hier werden ihnen einerseits bewusst Fakten vorenthalten und andrerseits werden sie mit vorgefertigten Meinungsmustern, Stimmungsbilder und Falschmeldungen bedient. Wenn eine abweichende Meinung wahrnehmbar wird, dann wird sie offiziell als «Hate Speech» gebrandmarkt, justiziabel gemacht und verfolgt. Das dient sowohl der Ausschaltung unliebsamer Meinungen als auch der Verbreitung von Angst.

Ohne die bewusste Hinzunahme von Nachrichtenquellen ausserhalb des manipulativen Mainstreams wird es zunehmend schwierig, zu einer ausgewogenen Meinung zu gelangen. Um genau dies zu verhindern, nämlich eine freie Meinungsbildung – eine wesentliche Grundlage für jede Demokratie –, werden staatlicherseits alle Nachrichtenportale, die abweichende Meinungen verbreiten, systematisch verfolgt.

US-Vizepräsident J.D. Vance beschrieb die Situation in Europa an der Münchner Sicherheitskonferenz in deutlichen Worten. Er mahnte die undemokratischen Einschränkungen und Handlungen in einzelnen Staaten und der EU deutlich an.11

Wende zurück zu Vernunft und Frieden

Wir sind auf dem Weg in den totalen Krieg. Wir befinden uns aber nicht mehr im 19. oder 20. Jahrhundert – im Zeitalter der begrenzten Kriege. Im atomaren Zeitalter, in dem Entscheidungen immer mehr der KI überlassen werden, geht es inzwischen um das Überleben der Menschheit.

Alle Verantwortlichen, Kriegsprofiteure, Anstifter oder Propagandisten machen sich schuldig. Die Nürnberger Prozesse waren bei all ihrer Einseitigkeit ein erster Schritt, um Verantwortliche von massenhaftem, vorsätzlichem und geplanten Totschlag zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei wurden auch Verantwortliche aus Wirtschaft, Presse und Justiz ins Visier genommen.

Es wird Zeit für eine Kurskorrektur, für eine Wende zurück zu Vernunft und Frieden!

* Robert Seidel arbeitet als unabhängiger Autor für den «Schweizer Standpunkt».

1 Smedly D. Butler. Zur Hölle mit dem Krieg! Mit einem Vorwort von Erich Vad. Frankfurt 2026

2 Die Namen Edward Bernays und Walter Lippmann stehen stellvertretend für das 1917 von Präsident Wilson einberufene Committee on Public Information (CPI). Es hat den Auftrag, die Akzeptanz für den Kriegseintritt herbeizuführen. Mit einem landesweiten Netz von angeworbenen Rednern, abgesprochenen Zeitungsartikeln und gekauften Anzeigen sowie bösartigen Plakaten wurde der Kriegseintritt psychologisch vorbereitet.

3 vgl. Jörg Becker / Mira Beham. Operation Balkan. Werbung für Krieg und Tod. 2006

4 vgl. Uwe Krüger. Mainstream. Warum wir den Medien nicht mehr trauen. 2016. Ders. Meinungsmacht. 2013

5 vgl. Jonas Tögel. Alles «Desinformation»? Wie der Staat in die Meinungs- und Pressefreiheit eingreift. In «Berliner Zeitung», 22. Februar 2025

6 ders. Kognitve Kriegsführung. Neuste Manipulationstechniken als Waffengattung der Nato. Westend-Verlag, Frankfurt 2023

7 vgl. Vera Lengsfeld: https://vera-lengsfeld.de/2019/02/13/anetta-kahane-alias-im-victoria-die-perfekte-weichzeichnerin-in-eigener-sache vom 13.2.2019

8 vgl. «Jährlich 12 000 Menschen in Grossbritannien wegen freier Meinung verhaftet», Schweizer Standpunkt. https://swiss-standpoint.ch/news-detailansicht-de-gesellchaft/jaehrlich-12-000-menschen-in-grossbritannien-wegen-freier-meinung-verhaftet.html, 6. Juni 2025

9 vgl. «SOS-Demokratie – EU betreibt einen gigantischen Medienförderapparat zur Festigung ihrer Macht.» https://www.unser-mitteleuropa.com/170129. 21. Juni 2025

10 Zbigniew Brzezinski, Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Weinheim 1997

11 https://www.antenne.de/nachrichten/bayern/muenchener-sicherheitskonzferenz-die-rede-von-j-d-vance-in-voller-laenge, Februar 2025

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